
Ich bin 58 Jahre alt, lebe mit meiner Familie in Rheinhessen, habe zwei Kinder im Alter von 9 und 11 Jahren – und ich bin Geschäftsführer eines HR-Beratungshauses. Mein Leben ist geprägt von Planung, Struktur und Entscheidungen, aber auch von der Hoffnung, dass meine Kinder in einer stabilen, gerechten und lebenswerten Welt aufwachsen. Als ich das Buch „Den Bach rauf: Eine Kursbestimmung“ von Robert Habeck las, hat es mich tief berührt. Nicht, weil es Antworten auf alle aktuellen Herausforderungen liefert, sondern weil es eine inspirierende Einladung ist, sich dem Strom entgegenzustellen und für eine bessere Zukunft zu kämpfen.
Robert Habeck beschreibt auf eindrückliche Weise, warum wir heute anders handeln müssen, um morgen noch bestehen zu können. Es geht nicht um billige Parolen oder kurzfristige Lösungen. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, alte Denkmuster aufzubrechen und mutig neue Wege zu gehen – auch wenn sie unbequem sind. Hier sind vier Themen, die mich besonders bewegt haben:
Mut zum Gegenstrom: Die Kraft, gegen den Bach zu schwimmen
Habeck benutzt das Bild vom „Bach rauf“ als Metapher für das, was in unserer Gesellschaft so dringend nötig ist: den Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Es ist leicht, sich treiben zu lassen, immer dem Konsens zu folgen und auf „die da oben“ zu zeigen. Aber wirkliche Veränderung braucht Menschen, die den unbequemen Weg wählen – und bereit sind, dafür auch mal nass zu werden.
Als Familienvater kenne ich diese Herausforderung gut. Kindern vorzuleben, dass nicht der einfachste Weg immer der beste ist, sondern dass es sich lohnt, für Überzeugungen einzustehen, ist eine tägliche Aufgabe. Und auch im Berufsleben sehe ich, wie Innovation oft daran scheitert, dass niemand den ersten Schritt wagt. Habecks Appell: Wir müssen uns trauen, Fragen zu stellen, Traditionen zu hinterfragen und manchmal auch den steinigen Weg bergauf zu gehen.
Verantwortung statt Schuldzuweisungen: Der Blick nach vorn
In einer Zeit, in der politische und gesellschaftliche Debatten oft von Schuldzuweisungen geprägt sind, erinnert uns Habeck daran, wie wichtig Verantwortung ist. Er beschreibt, wie destruktiv es ist, wenn wir uns nur auf Vergangenes konzentrieren und nach Schuldigen suchen, anstatt gemeinsam nach Lösungen zu schauen.
Ich erlebe diese Dynamik auch im beruflichen Kontext. Wenn etwas schiefläuft, neigen Teams manchmal dazu, „den Schuldigen“ zu finden. Doch wer wirklich weiterkommen will, muss den Fokus auf die Zukunft richten: Was können wir besser machen? Habeck spricht genau dieses Denken an: Die Welt verändert sich rasant, und wir alle sind gefordert, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen – für unsere Unternehmen, unsere Gesellschaft und letztlich auch für unsere Kinder.
Gemeinschaft als Schlüssel: Der Wert von Zusammenhalt
Einer der stärksten Gedanken im Buch ist der Appell an die Gemeinschaft. Habeck beschreibt eindrucksvoll, wie gefährlich Polarisierung für eine Gesellschaft ist. Der Zusammenhalt schwindet, wenn wir uns in „die“ und „wir“ aufteilen, wenn Extreme die Debatten beherrschen und Misstrauen wächst.
Als Vater wünsche ich mir, dass meine Kinder in einer Welt aufwachsen, in der Menschen miteinander reden, anstatt sich anzuschreien. Im Buch wird deutlich: Gemeinschaft entsteht nicht von allein. Sie braucht aktive Pflege, Respekt und die Bereitschaft, Kompromisse zu finden. Für mich bedeutet das, auch in unserem Unternehmen den Dialog zu fördern, unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen und den Wert von echtem Teamgeist vorzuleben.
Nachhaltigkeit als Generationenaufgabe: Für die Kinder von morgen
Habeck macht keinen Hehl daraus: Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Und es ist unsere Pflicht, heute zu handeln, damit unsere Kinder morgen noch eine lebenswerte Welt haben.
Wenn ich mit meinen Kindern draußen unterwegs bin, fällt mir immer wieder auf, wie neugierig und unbeschwert sie sind. Sie stellen Fragen wie: „Warum gibt es immer weniger Schmetterlinge?“ oder „Was passiert, wenn das Eis am Nordpol weg ist?“ Diese Fragen sind keine naiven Gedankenspiele. Sie sind ein Spiegel unserer Verantwortung. Habeck fordert uns auf, Ökologie nicht länger als „grünes Extra“ zu betrachten, sondern als zentralen Bestandteil unseres Wirtschaftens und Handelns. Denn jede Entscheidung, die wir heute treffen, hat direkte Auswirkungen auf die Welt von morgen.
Mein Credo: Ein Buch, das zum Handeln bewegt
„Den Bach rauf“ ist kein bequemes Buch. Es rüttelt auf, stellt Fragen und fordert uns heraus, unseren Kurs zu überprüfen. Für mich als Familienvater war es ein Anlass, mit meinen Kindern über Verantwortung und Umwelt zu sprechen. Und als Geschäftsführer hat es mich darin bestärkt, in meinem Unternehmen noch stärker auf Nachhaltigkeit, Zusammenhalt und mutiges Denken zu setzen.
Habeck zeigt uns: Wenn wir jetzt nicht den Mut aufbringen, gegen den Strom zu schwimmen, wird die Strömung uns irgendwann mitreißen. Die Zukunft wartet nicht – und unsere Kinder werden uns fragen, was wir getan haben, als wir noch die Chance hatten, etwas zu verändern.
Ich bin bereit, den Bach raufzugehen. Und du?
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