Positive Fehlerkultur: Warum wir Irrtümer feiern sollten
- Sven Olef
- 15. März
- 3 Min. Lesezeit
Fehler. Kaum ein Wort löst in Unternehmen mehr Unwohlsein aus. Dabei sind sie unvermeidlich, menschlich und, wenn man es richtig macht, sogar wertvoll. Doch anstatt Fehler als das zu sehen, was sie sind – nämlich Katalysatoren für Wachstum – werden sie in vielen Unternehmen vertuscht, überdeckt oder, schlimmer noch, als Karrierebremse interpretiert. Zeit, das zu ändern.

Der Status Quo: Fehler als Tabu
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Zwei Drittel der Führungskräfte vermeiden es, ihre eigenen Fehler einzugestehen. In der Finanzbranche sind es sogar 82 Prozent. Warum? Weil die Angst vor Karrierenachteilen und Arbeitsplatzverlust tief in der Unternehmenskultur verwurzelt ist.
Die Folgen?
Ein Mangel an Transparenz, der verhindert, dass Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden.
Eine Kultur der Schuldzuweisung, die Teamarbeit und Innovationskraft erstickt.
Mitarbeiter, die sich zurückhalten, anstatt ihre Ideen einzubringen, weil sie Angst vor Konsequenzen haben.
Doch genau hier liegt das Problem: Wer Angst hat, Fehler zuzugeben, macht dieselben Fehler zweimal. Oder dreimal. Oder so oft, bis sie zum Skandal werden.
Warum eine positive Fehlerkultur so wichtig ist
Ein Unternehmen, das Fehler offen anspricht, gewinnt. Vertrauen wächst, Teams arbeiten effektiver zusammen, und Innovationskraft steigt. Fehler sind keine Sackgassen, sondern Wegweiser.
Wenn Mitarbeitende sich trauen, Fehler zuzugeben, wird aus Angst Reflexion, aus Reflexion Lernen und aus Lernen Fortschritt. Das bedeutet:
Schnellere Anpassung an neue Herausforderungen.
Kreativere Lösungen und innovative Prozesse.
Eine resilientere Unternehmenskultur, die mit Unsicherheiten und Veränderungen besser umgehen kann.
Kurz gesagt: Wer eine positive Fehlerkultur lebt, macht nicht weniger Fehler, aber er geht klüger mit ihnen um.
Wie gelingt eine positive Fehlerkultur?
Offene Kommunikation als BasisNichts bringt ein Unternehmen schneller ins Abseits als eine Kultur der Angst. Mitarbeitende müssen wissen: Fehler sind keine Schwäche, sondern Entwicklungsschritte.
Regelmäßige Meetings, in denen Fehler und Learnings offen besprochen werden, sind essenziell.
Transparenz beginnt mit der Unternehmensführung: Wenn Manager offen darüber sprechen, was schiefgelaufen ist, folgt das Team ihrem Beispiel.
Führungskräfte als Vorbilder
Wer von seinen Mitarbeitenden Offenheit erwartet, sollte selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Eine Führungskraft, die eigene Fehler transparent macht, lebt vor, dass Scheitern nicht das Ende ist, sondern Teil des Prozesses.
Praktische Umsetzung: Führungskräfte können Fehler in internen Newslettern oder Meetings thematisieren, um eine offene Fehlerkultur zu normalisieren.
Konstruktives Feedback statt Schuldzuweisungen
Anstatt nach dem Schuldigen zu suchen, sollte die Frage lauten: Was können wir aus diesem Fehler lernen?
Methoden wie "Failure Reviews" oder "Lessons Learned"-Workshops helfen, Fehler in einer strukturierten Weise aufzuarbeiten.
Die 5-Why-Methode (5-mal nach dem Warum fragen) kann helfen, die eigentliche Ursache eines Fehlers zu finden und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Formate wie "Fuck-up-Stories" etablieren
Manche Unternehmen haben erkannt, dass es hilft, Fehler strukturiert zu besprechen.
"Fuck-up-Stories" sind Events, in denen Mitarbeitende ihre größten Fehlschläge präsentieren – mit Humor, Reflexion und einer klaren Erkenntnis: Jeder macht Fehler, wichtig ist, was man daraus zieht.
Unternehmen wie Google und Spotify nutzen "Failure Fridays", um wöchentlich Learnings aus Fehlern auszutauschen.
Belohnung von mutigen Entscheidungen
Eine positive Fehlerkultur bedeutet nicht, Nachlässigkeit zu akzeptieren, sondern mutige Entscheidungen zu belohnen.
Statt Fehler zu bestrafen, sollte das Unternehmen Risikobereitschaft honorieren.
Das kann in Form von internen Awards, Bonusprogrammen oder einfach durch öffentliche Anerkennung geschehen.
Die Vorteile: Warum sich ein Kulturwandel lohnt
Wer Fehler als Chance sieht, gewinnt an Innovationskraft. Teams arbeiten motivierter, weil sie keine Angst haben, zu experimentieren. Führungskräfte können auf eine ehrlichere Kommunikation bauen.
Studien zeigen, dass Unternehmen mit einer offenen Fehlerkultur:
Schneller Innovationen entwickeln,
eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit aufweisen,
langfristig erfolgreicher am Markt bestehen.
Kurz: Unternehmen, die Fehler zulassen, wachsen schneller, weil sie sich laufend verbessern, anstatt Stillstand aus Angst vor Fehltritten zu riskieren.
Mein Credo: Fehler feiern, nicht verstecken
Die HEROL Consulting GmbH setzt auf eine offene Fehlerkultur. Wir wissen: Fehler machen gehört zum Prozess.
Wir reflektieren statt zu bestrafen.
Wir lernen statt zu ignorieren.
Wir wachsen statt zu stagnieren.
Wer wagt, gewinnt. Und wer nie scheitert, hat wahrscheinlich nie wirklich etwas riskiert.
Also, wann feiern wir die nächste gute Idee, die aus einem Fehler entstanden ist?
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