Neid ist nur der Schatten von Erfolg
- Sven Olef
- 23. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Oder: Warum dein Leuchten manchmal andere blendet – und das in Ordnung ist.
Es ist still geworden um das Wort „Erfolg“. Zu still. Fast, als hätte es sich in eine dunkle Ecke zurückgezogen, eingeschüchtert vom Vorwurf, es sei narzisstisch, rücksichtslos – ja sogar toxisch. Dabei ist Erfolg doch nur das Echo eines Moments, in dem du dich selbst übertroffen hast. Und Neid? Neid ist der Geruch von verbranntem Selbstwertgefühl in anderen Küchen. Er sagt mehr über die Raumtemperatur dort als über dein Rezept.
In einem Land, in dem man sich lieber entschuldigt, wenn man einen Porsche fährt, als wenn man einen Twingo in zweiter Reihe parkt, hat es Erfolg schwer. Er klingt nach Ellbogen, nach Boni, nach kaltem Champagner auf dem Rücken der anderen. Dabei ist das Bild falsch. Und manchmal sogar gefährlich. Denn Erfolg muss kein Opfer haben, um stattzufinden. Und nicht jeder, der hochfliegt, tut es mit gestohlenen Flügeln.
Vielleicht braucht Erfolg einfach ein besseres Image. Oder zumindest eine andere Erzählung. Eine ehrlichere. Eine, die den Lärm weglässt und sich auf das Wesentliche konzentriert. Denn in Wahrheit ist Erfolg oft ganz leise. Er beginnt da, wo du dich selbst überwindest. Nicht, weil jemand applaudiert. Sondern weil du weißt: Der Weg zurück ist keine Option mehr.
Erfolg ist Wachstum – nicht das des Kontos, sondern deines Horizonts. Kein Wachstum tut mehr weh, und keins lohnt sich mehr. Es ist Verantwortung, denn mit ihm kommen nicht nur neue Möglichkeiten, sondern auch mehr Einfluss, mehr Gestaltungsspielraum. Wer das verschenkt, verpasst Wirkung. Erfolg kann auch Freiheit bedeuten. Nicht im Sinne von „alles tun können“, sondern im Sinn von: nicht mehr alles tun müssen. Wer in sich selbst ruht, weil er sich etwas erarbeitet hat, lebt unabhängiger. Und nicht zuletzt ist Erfolg manchmal einfach nur ein stiller Sinn. Kein Ziel, sondern ein Wegweiser. Er zeigt, wo du wirksam bist – und womit du anderen dienen kannst, ohne dich selbst zu verlieren.
Und Neid? Neid ist nicht dein Problem. Neid ist ein Kompliment in hässlichem Gewand. Ein Ungesagtes: „Warum nicht ich?“ Ein stummes Eingeständnis: „Du machst etwas richtig.“ Der Neider will nicht, dass du scheiterst. Er will nur, dass du aufhörst, ihn an sein eigenes Nicht-Handeln zu erinnern. Das ist unbequem, das kratzt am Lack.
Vielleicht müssen wir einfach wieder lernen, Erfolg nicht zu verstecken. Nicht zu rechtfertigen. Nicht kleinzureden, bis er in die Schublade „Glück gehabt“ passt. Denn Erfolg ist kein Verbrechen. Aber ihn zu verteufeln, kann eins werden – gegen uns selbst.
Erfolg darf sein. Muss sogar. Er darf laut lachen, wenn du leise gelitten hast. Darf tanzen, wo vorher Staub lag. Und ja – er darf Schatten werfen. Denn ohne Licht kein Schatten. Also: Lass die Leute reden. Lass sie flüstern, sticheln, schielen. Und geh weiter. Mit geradem Rücken. Denn du weißt: Der Schatten gehört dir nicht. Der Schatten gehört dem Licht, das du machst.
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